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Unterbringung

Die 1.060 polnischen Häftlinge wurden in die 16 Klassenzimmer des ersten und zweiten Obergeschosses der Schule gepfercht. In die Häftlingsräume wurden so viele zwei- oder dreistöckige Pritschen wie möglich hineingepresst.

E. Majewski, ehemaliger Häftling am 02.09.1989:

Ich hatte die ganze Zeit über keinen Strohsack und schlief auf den nackten Brettern; mir stand lediglich eine Decke zur Verfügung. Anfangs mussten wir zu zweit nebeneinander auf einer Pritsche liegen und uns eine Decke teilen.


Verpflegung

Die Verpflegung der Sandhofer Häftlinge war im Verhältnis zu dem, was sie an körperlicher Arbeit in der Fabrik leisten mussten, keinesfalls ausreichend.

Normalerweise bekamen die Zwangsarbeiter täglich am Abend eine Brotration von ungefähr 100-120 Gramm. Außerdem erhielten sie abends auf dem Schulhof und mittags in der Werkskantine noch etwas wässrige Suppe, die mit Rüben, Rübenblättern und Kohlblättern gekocht war. Ab und zu gab es abends auch eine etwas kalorienreichere Suppe mit Graupen. Am Freitagabend enthielt die Suppe zumindest teilweise einen Milchzusatz, den wahrscheinlich das Daimler-Benz-Werk gestiftet hatte.

Das Frühstück bestand nur aus Ersatzkaffee oder Kräutertee und war damit ohne jeglichen Nährwert.

Wojcieswski, ehemaliger Häftling:

Da wir hungrig waren, versuchten wir, uns zusätzliches Essen zu beschaffen. Zum Beispiel hat man, nachdem man die Suppe gegessen hatte, die Schüssel mit seiner Kleidung gereinigt und versucht, dann noch einmal die Schüssel gefüllt zu bekommen.


Bekleidung und Hygiene

Die bei Daimler-Benz eingesetzten KZ-Häftlinge hatten im September vor dem Transport nach Sandhofen als Bekleidung nur eine Sommerausführung (Zeitzeuge M. Marchewka) erhalten. Diese bestand aus einer Unterhose, einem Unterhemd, einer gestreiften Jacke und Hose, sowie Holzschuhen und einer Mütze; ein Mantel wurde jedoch nicht ausgegeben.

Da die Sandhofer Schule jedoch zumindest zeitweise in den Wintermonaten geheizt wurde, war die Kälte im Lager eher auszuhalten. Allerdings waren die Bedingungen im Freien wesentlich schlimmer. Die Fußmärsche von und zur Arbeit bei niedrigen Temperaturen und häufigem Niederschlag sowie die teilweise langandauernden Appelle auf dem Schulhof und auf der Werkstraße, setzten vielen Gefangenen stark zu. Viele litten an Erkältungskrankheiten.

Um sich zu wärmen, suchten sich etliche Häftlinge in den Werkhallen Dinge zum Unterziehen: Lumpen, Zeitungspapier, Kartons oder auch ganze Papiersäcke, aus denen Löcher für Arme und Kopf ausgeschnitten wurden. Wer von den Bewachern mit solchen "Hilfsmitteln" erwischt wurde, erhielt eine Prügelstrafe oder musste "Froschhüpfen", damit es ihm warm wurde.

Da die Häftlinge nur eine Ausgabe der Häftlingsbekleidung besaßen, war es nicht möglich, diese zu waschen. Dies führte bald dazu, dass sich Läuse ausbreiteten.

Zbrzeski, ehemaliger Häftling:

Wir hatten sehr selten Gelegenheit, uns mit warmem Wasser zu waschen. An den Waschbecken in den Toiletten konnten wir uns lediglich die Hände waschen und uns rasieren.


Appelle und Strafen

Mit den täglichen Appellen, die bei jedem Wetter auf dem Schulhof stattfanden, drangsalierten die Wachmannschaften die ohnehin schon stark angeschlagenen Häftlinge. Nach dem Abendappell fanden die Bestrafungen statt. Die Gründe für diese Züchtigungen waren oft recht willkürlich. So war z. B. einmal ein Häftling beim Appell in die falsche Gruppe geraten und wurde deshalb mit 25 Stockschlägen bestraft. Andere Ursachen für Maßregelungen waren auch das unerlaubte Anziehen eines Kälteschutzes (siehe Bekleidung) oder eine fehlende Kopfbedeckung.


Krankheit und Tod

Harte Arbeit, unzureichende Ernährung, die für die Jahreszeit unangemessene Bekleidung, sowie mangelnde Hygiene hatten bald körperliche Erschöpfung und verschiedene Krankheiten zur Folge.

Wie viele Häftlinge allerdings genau an den Folgen der unmenschlichen Behandlung gestorben sind, lässt sich kaum nachvollziehen. Bekannt ist lediglich, dass dem Standesamt Sandhofen 22 Tote gemeldet wurden. Die häufigste Todesursache lautete "Lungenentzündung".

Fest steht, dass mindestens 200 Männer, die aufgrund schwerwiegender Krankheit oder Verletzungen bei Luftangriffen nicht mehr arbeitsfähig waren, in das so genannte "Krankenlager Vaihingen" gebracht wurden. Nach der Transportliste sind 111 dieser Häftlinge in Vaihingen gestorben. Von den übrigen wurde ein großer Teil noch im März 1945 in das KZ Neckarelz verlegt.